Edward de Vere

LOVE AND ANTAGONISM / LIEBE UND FEINDSCHAFT


The trickling tears that falls along my cheeks,
The secret sighs that show my inward grief,
The present pains perforce that love aye seeks,
Bid me renew my cares without relief,
In woeful songs in dole display,
My pensive heart for to bewray.
Mir laufen Tränen über das Gesicht.
Mir hängen Seufzer heimlich aus dem Hals.
Die Liebe, die der Liebeskummer sticht,
Verjüngt den Jammer und weiß jedenfalls
Den Schmerz in einem Klagelied zu zeigen.
Das Herz ist mir zu schwer und soll nicht schweigen.
   
Bewray thy grief, thou woeful heart, with speed,
Resign thy voice to her that caused thy woe,
With irksome cries bewail thy late-done deed,
For she thou lovest is sure thy mortal foe,
And help for thee, there is none sure,
But still in pain thou must endure.
Heraus mit deinem Herzleid, deinem Gram.
Schenk′ deine Stimme der, um die sie weint.
Klag′ lauthals zu um das, was du getan.
Die du unsterblich liebst, ist dir nun feind.
Auf Hilfe aber brauchst du nicht zu hoffen.
Das Ende deiner Pein ist völlig offen.
   
The stricken deer hath help to heal his wound,
The haggard hawk with toil is made full tame,
The strongest tower the cannon lays on ground,
The wisest wit that ever had the fame
Was thrall to love, by Cupid′s sleights;
Then weigh my case with equal weights.
Das wunde Reh pflegt man doch auch gesund.
Den wilden Falken macht die Schlinge zahm.
Die stärksten Türme schießt man in den Grund.
Den klügsten Einfall, der je einem kam,
Macht Amors List sich hörig und vergessen.
An solchen Fällen sei mein Fall gemessen.
   
She is my joy, she is my care and woe,
She is my pain, she is my ease therefore,
She is my death, she is my life also,
She is my salve, she is my wounded sore.
In fine, she hath the hand and knife,
That may both save and end my life.
Sie ist mein Glück und meine bitt′re Not.
Sie ist mein Leid sie ist sein Gegenteil.
Sie ist mein Leben und sie ist mein Tod.
Sie ist mein schlimmster Schmerz, sie ist mein Heil.
Das heißt, ihr liegt ein Messer in den Händen,
Mein Leben zu befrei′n oder zu enden.
   
And shall I live, on earth to be her thrall?
And shall I sue and serve her all in vain?
And shall I kiss the steps that she lets fall?
And shall I pray the gods to keep the pain
From her, that is so cruel still
No, no, on her work all your will.
Soll ich auf Erden ihr ein Sklave sein,
Der sie bedient und ganz umsonst begehrt?
Soll ich mit Küssen ihr den Boden weih′n
Und beten, daß sie bloß kein Leid erfährt,
Sie, die mich peinigt ohne einzuhalten?
Nein, soll dein Wille ihrem Werk obwalten.
   
And let her feel the power of all your might,
And let her have the most desire with speed,
And let her pine away, both day and night,
And let her moan, and none lament her need,
And let all those that shall her see,
Despise her state, and pity me.
Und laß′ sie spüren deine ganze Macht.
Und laß′ sie vor Verlangen sich verzehr′n.
Und laß′ sie sich zergrämen Tag und Nacht.
Und laß′ sie klagen, keinen soll es scher′n.
Und laß′ all jene, die sie seh′n beim Trauern,
Sie nur verachten, aber mich bedauern.
Andreas Koziol


Besucher: umsetzung © karsten richter