Edward de Vere

WINGED WITH DESIRE / AUF FLÜGELN DES VERLANGENS


Winged with desire, I seek to mount on high,
Clogged with mishap, yet am I kept full low;
Who seeks to live and finds the way to die,
Sith comfort ebbs and cares do daily flow,
But sad despair would have me to retire,
When smiling hopes sets forward my desire.
Auf Flügeln des Verlangens streb′ ich höher,
Doch Unglück lastet und ich flieg′ zu tief.
Das Leben zeigt sich nicht, der Tod rückt näher,
Seit Sorgen wuchsen, Trost im Sand verlief.
Verzweiflung sagt mir, Rückzug wär′ gescheiter,
Doch Hoffnung lächelt, also flieg′ ich weiter.
   
I still do toil, and never am at rest,
Enjoying least when I do covet most;
With weary thoughts are my green years opressed,
To danger drawn from my desired coast,
Now crazed with care, the haled up with hope,
With world at will, yet wanting wished scope.
Ich quäl′ mich also vorwärts, raste selten,
Dräng′ freudig hin zur Küste der Begier
Mit Fragen, die das Jungsein mir vergällten:
Wie wende ich Gefahren ab von ihr?
Mal trägt mich Hoffnung und mal trag′ ich Sorgen,
Doch was ich wünschte hält die Welt verborgen.
   
I like in heart, yet dare not say I love,
And looks alone do lend me chief relief;
I dwelt sometimes at rest, yet must remove;
With feigned joy I hide my secret grief;
I would possess, yet needs must flee the place
Where I do seek to win my chiefest grace.
Das Herz ging auf, die Lippen stumm sich sehnen,
Nur Blicke sprechen meine Liebe aus.
Ich stell′ mich froh, verdrück′ die Kummertränen,
Zuweilen geht′s, doch dann treibt′s mich hinaus.
Ich will sie haben, meine höchste Wonne,
Doch sinn′ ich schon darauf wie ich entkomme.
   
Lo, thus I live twixt fear and comfort tossed,
With least abode where best I feel content;
I seld resort where I should settle most;
My sliding times too soon with her are spent;
I hover high, and soar where hope doth tower,
Yet froward fate defers my happy hour.
So steh′ ich zwischen Trost und Angst gespalten,
Zu selten dort, wo ich am liebsten bin,
Sich einzunisten, statt nur aufzuhalten.
Die Zeit mit ihr flog allzu rasch dahin.
Ich schwebe hoch, so hoch nur Hoffnung rage,
Doch Unbill schiebt die Stunden Glücks in′s Vage.
   
I live abroad, but still in secret grief,
Then least alone when most I seem to lurk;
I speak of peace, and live in endless strife,
And when I play, then are my thoughts at work;
In person far, that am in mind full near,
Making light show where I esteem most dear.
Mein Gram steckt tief in mir wie hinter Mauern.
Ich red′ vom Frieden, doch mich trifft nur Streit.
Bin ich allein, vergeht die Zeit mit Lauern.
Bin ich beim Spiel, erscheine ich zerstreut.
Sie ist weit weg, doch ein entfachtes Feuer
Zeigt mir im Geist ganz nah, die lieb und teuer.
   
A malcontent, yet seem I pleased still,
Bragging of heaven, yet feeling pains of hell;
But time shall frame a time unto my will,
Whenas in sport this earnest will I tell;
Till then, sweet friend, abide these storms with me
Which shall in joys of either fortunes be.
Ich tu′ vergnügt, doch bin höchst unzufrieden,
Ein Himmelsschwärmer, heimlich höllenwärts.
Doch kommt die Zeit, mein Glück erneut zu schmieden,
Ich mein′s im Ernst, ich sag′ es nicht im Scherz.
Bleib′ bei mir, Freund, bis diese Stürme sterben
Und zwei Geschicke eins in Freude werden.
Andreas Koziol


Besucher: umsetzung © karsten richter